Karmina Šilec © Ivan Vinorvrski

"Goldene Maske" für Carmina Slovenica

Karmina Silec über ein Projekt, das kürzlich in Russland wichtige Anerkennung gefunden hat

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Eine Aufführung von Carmina Slovenica ist mit der „Goldenen Maske“ für „Wenn der Berg sein Kleid wechselst“ ausgezeichnet worden. Die Goldene Maske wurde für die „Beste ausländische Produktion und Aufführung in Russland 2015“ vergeben.

Die Entscheidung über die Vergabe dieser Auszeichnung basiert immer auf einer Meinungsumfrage unter Theaterkritikern. Die Theatervereinigung der Russischen Föderation wandte sich an 186 Theaterkritiker in Moskau und St. Petersburg, die bekanntermaßen regelmäßig ausländische Produktionen auf Tournee anschauen. Beim Festival der Goldenen Maske sind alle Genres darstellender Künste vertreten: Oper, Drama, Musiktheater, Operette, Musical, Moderner Tanz und Puppentheater und ist regelmäßig Gastgeber für Aufführungen von den wichtigsten russischen Theatern, wie dem Boschoi Theater, Marinskytheater, dem Alexandrinsky Theater und vielen anderen.

Die Goldene Maske wird in über 30 Kategorien vergeben (für die beste Produktion, beste Darsteller, Regie, Dirigat, Choreographie, Bühnenbild, etc.). Der Preis „Beste ausländische Produktion“ wird jährlich an eine Produktion vergeben, die im Vorjahr in Russland aufgeführt wurde. Die Goldene Maske ist außerdem ein großes Festival, das tut was es kann, um ein enormes Land mit einer reichen Theatertradition zu repräsentieren.

Ich möchte ein wenig über die Aufführung und den Hintergrund erklären. Das Stück ist inspiriert von dem slowenischen Volkslied Da Pa Ćanynu und ist das Ergebnis meiner Zusammenarbeit mit Heiner Goebbels – Theaterdirektor, Komponist und einer der größten kreativen Persönlichkeiten der heutigen Zeit. When the Mountain Changed Its Clothing nutzt eine Collage ähnlich ungleicher Referenzen, um eine hintergründige Neubildung des Ursprungsmaterials zu schaffen. Das Ergebnis ist eine meditative Ergründung des emotionalen und physischen Übergangs von der Kindheit zum Frausein. Diese intime und universell verstandene Reise ist auch mit einer eher esoterischen Referenz in durchdrungen: eine historische Reflexion des politischen, sozialen und ökonomischen Umbruchserfahrung Sloweniens. When the Mountain Changed its Closing reflektiert die saisonalen Wechsel auf dem Berg Kanin. Das Alte ist nicht mehr, das Neue liegt noch außerhalb jeglicher Reichweite. In diesem Grenzbereich zeigt mein Ensemble Carmina Slovenica scheinbar harmloses Spiel, rezitiert Texte von unter anderem J. J. Rousseau, Gertrude Stein, und singt Lieder – poetisch bedrohliche Bilder schaffend. In einem Wechselspiel von Souveränität und Repression, bewegen sich die Sängerinnen und Sänger durch den Zyklus der Jahreszeiten, stets die Balance der Kraftbeziehung zwischeneinander ausjustierend, insbesondere zwischen dem Publikum und der Bühne.

Es gibt einen lebendigen Mix von Gesang, Choreographie und gesprochenem Wort, ein faszinierender Musikkatalog mit Chor- und Kammerwerken aus dem Repertoire von Carmina Slovenica – beides als Fragmente oder ganze Kompositionen. Diese Auswahl zeigt das Werke aus dem slowenischen Erbe – mit Originalkompositionen und Arrangements der Volksmusik, mittelalterlicher Polyphonie, ethnischer Musik, Parteiliedern und zeitgenössischen Werken verschiedener Komponisten: Johannes Brahms, Volksweisen, Arnold Schönberg, aus dem Codex Las Huelgas, Lojze Lebič, Sarah Hopkins, Arne Mellnäs, Karin Rehnqvist, Heiner Goebbels und Karmina Šilec.

Eine der vorherrschenden Inspirationen für dieses Stück war das Werk des französischen Schriftstellers Alain Robbe-Grillet. Eine seiner Fragen insbesondere, „Wovon träumen junge Mädchen? Von Messer und Blut“, war der Startpunkt für When the Mountain Changed Its Clothing. Ausgewählte Texte von Jean-Jacques Rousseau, Joseph von Eichendorff, Adalbert Stifter, Gertrude Stein, Alain Robbe-Grillet, Marlen Haushofer, Marina Abramovič und Ian McEwan.

Das Projekt wurde 2012 von der Ruhrtriennale produziert und tourte dann zu verschiedenen angesehenen Festivals weltweit (Festival d’Automne a Paris, Holland festival, Melbourne Festival, Kunstenfestivaldesarts Brussels, etc).

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