Lettische Mädchen in landestypischen Trachten ©Stadt Riga

Die Liebe zu Lettland

Warum ich Amerika verlassen habe, um meine Chorträume zu verwirklichen

Internationale Chorszene

"Amerika gilt gemeinhin als das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Für mich aber bietet Lettland viel mehr faszinierende Erlebnisse und Erfolgschancen als ich jemals in meinem Land zu finden hoffte.

Vor vier Jahren änderte sich mein Leben für immer, als ich eine Aufführung des Jugendchors Kamēr… unter der Leitung ihres Gründers Māris Sirmais hörte. Mit Werken von Pēteris Vasks, Ēriks Ešenvalds und dem legendären Komponisten Arvo Pärt, hielt der Chor ein Publikum von amerikanischen Chorleitern 30 Minuten lang in Atem. Der Auftritt war akkurat, intensiv und emotional und ich wollte mehr davon hören.

Mit Unterstützung der Universität Miami besuchte ich im Sommer 2012 Lettland, um Proben der besten Chöre des Landes zu beobachten: den Lettischen Rundfunkchor, den Lettischen Staatschor und natürlich Kamēr… Mitarbeiter, Sänger und Chorleiter waren gastfreundlich, hilfsbereit und beantworteten die anfänglichen Fragen, die ich zur tief verwurzelten Chorkultur dieses kleinen Landes hatte.

Alles, was ich über Lettland gelernt habe, seine Musik und die Menschen dort, brachten mich dazu, noch tiefer zu gehen. Ich studierte die lettische Sprache in einem Sommer-Intensivkurs und ich ging zurück zur Miami University um tautas dziesmas (lettische Volkslieder) mit einem neu gegründeten lettischen Chor zu proben. Wir näherten uns der Musik mit Liebe und Respekt – eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.

Aber es gibt keinen Ersatz für das Wahre. Und während Amerika Sängern und Chorleitern tausende Möglichkeiten bietet, auf hohem Niveau zu performen, fehlt uns die kulturelle Tiefe, nationale Infrastruktur und das gesellschaftliche Interesse, Chormusik zu fördern, wie sie in Lettland gefördert wird. Im letzten Sommer zog ich nach Lettland, um Teil dieser Chormagie zu werden. Ich ging zu Kamēr…, begann bei Māris Sirmais zu studieren und fand eine Stelle als Assistenz des Chorleiters beim Gemischten Chor Dziesmuvara.

In den letzten neun Monaten habe ich – außer ein besserer Chorleiter und Musiker zu werden – mehr darüber gelernt, was Chormusik für Lettland und seine Bewohner bedeutet. Auf diesem Weg wurde ich von meinen Freunden und Kollegen wärmstens aufgenommen. Mir stehen alle Türen offen, um Lettlands kulturelle Schönheit selbst zu erfahren.

Chormusik steht für die besten Aspekte dessen, was es heißt, Lettisch zu sein: Die Arbeitsethik erfordert es, jede Darbietung makellos zu gestalten. Die Leidenschaft rührt einen Sänger bei jeder Aufführung von Pūt, vējiņi zu Tränen. Eine Faszination, die es möglich macht, in voll besetzten Hallen, bei Fernsehaufzeichnungen und sogar in den Radios von Rigas Taxis zu singen.

Ich liebe mein Geburtsland, aber ich habe meine Heimat in Lettland und seiner Nation der Sänger gefunden."

Christopher Walsh ist ein amerikanischer Chorleiter, Sänger und Schriftsteller. Er lebt seit 2015 in Riga.

Dieser Text wurde zuerst auf www.latvia.eu veröffentlicht.

Lettland wird 2017 Gastgeber für den Grand Prix of Nations & 3. European Choir Games in Riga. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

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