Chor bei Auftritt

Choraktivitäten in Island

Thorgerdur Ingólfsdóttir, Mitglied des World Choir Council, berichtet über den Chorgesang in ihrem Heimatland.

Internationale Chorszene

"Zusammen in einem Chor singen – das ist in Island sehr beliebt. Es gibt über 300 Chöre, Kinderchöre, Gemischte Chöre, Männerchöre, Frauenchöre, Kirchenchöre, mit mehr als 9000 Chormitgliedern. Fast keine Region in diesem Land hat nicht mindestens einen oder mehrere aktive Chöre vorzuweisen. Und die Bevölkerung von Island liegt heute bei circa 325.000 Einwohnern.

Die Geschichte des Chorlebens in Island führt nicht weit in die Geschichte des Landes zurück, obwohl verschiedene religiöse Gesänge, Gemeindegesänge, der isländische Doppelgesang und Balladengesänge durch die Jahrhunderte hinweg praktiziert wurden. Der erste öffentliche Auftritt eines Chores junger Männer an der ersten isländischen Oberschule, der Latin School in Reykjavík, fand ungefähr in der Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Der erste Gemischte Chor wurde 1862 ebenfalls in Reykjavík gegründet. Diese Zeit steht für den Beginn einer blühenden Chorlandschaft, in der die Kirche über Jahre hinweg ein solides Rückgrat darstellt. Die Gründung weiterer Chöre setzte den Anreiz, mehr Chorwerke zu komponieren. Allerdings waren nur die wenigsten Isländer musikalisch begabt. Vorrangig arbeiteten die Chordirigenten als Komponisten, woraufhin ihre selbst geschriebenen Werke auch von ihren Chören gesungen wurden.

Zwischen 1950 und 1960 begann eine neue und schöpferischere Ära isländischer Chormusik. Zwei große Chöre wurden gegründet, der Philharmonic Choir, welche zusammen mit dem Icelandic Symphony Orchestra auftrat (1950 gegründet) und der Polyphonic Choir. Zum ersten Mal hörten die Isländer Chorgesang des 16. Und 17. Jahrhunderts und die wichtigsten Chorwerke Bachs. Durch die Initiative des Polyphonic Choir waren isländische Komponisten dazu angehalten, neue Werke zu schreiben und diese aufzuführen. 1967 wurde der Hamrahlíð College Choir bestehend aus jungen Schülern, in Reykjavík gegründet, der in den letzten 30 Jahren als eine Art experimenteller Workshop-Chor für viele isländische Komponisten fungierte. Über 100 Chorwerke wurden extra für sie komponiert. Und viele von diesen Stücken gehören seitdem zum festen Repertoire isländischer Chöre.

Mittlerweile ist die Vielfalt an isländischen Chören so groß, dass die Kammerchöre Hljómeyki, Hymnodia und Schola Cantorum, sowie der Kirchenchor Choir of Langholtskirkja und der Motet Choir of Hallgrímskirkja nicht unerwähnt bleiben sollten. Die große Kirche Hallgrímskirkja gilt zusammen mit der neuen, großen und modernen Konzerthalle Harpa zu den besten Konzertorten in Island. Viele Chorkonzerte finden in beiden Plätzen statt, welche hervorragend für musikalische Auftritte geschaffen sind.

Obwohl die Geschichte der isländischen Chormusik nur kurz ist, weist sie ein gesundes Wachstum auf. Die letzten 60 Jahre haben bewiesen, dass das Interesse der Isländer an Chormusik groß ist, woraufhin unsere Komponisten reagiert und neue Chorwerke geschaffen haben. Über diesen Teil isländischer Kulturlandschaft brauchen wir uns also keinerlei Sorgen machen."

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