Ein Workshop während einer INTERKULTUR Veranstaltung

Singen und Lernen

Pädagogische Konzepte bei INTERKULTUR Festivals

INTERKULTUR-Präsident Günter Titsch

Seit Anbeginn unserer Arbeit sind die INTERKULTUR Events nicht nur Chorwettbewerbe und Festivals im eigentlichen Sinne, wenngleich ein Schwerpunkt natürlich auf dem friedlichen Wettstreit und der gemeinsamen Begegnung der Sänger und Sängerinnen aus aller Welt liegt.

Jeder unserer Veranstaltungen liegt auch ein umfassendes und wohldurchdachtes pädagogisches Konzept zugrunde. Alle Teilnehmer sind eingeladen, diese hochkarätigen Angebote zu nutzen, um theoretische und musizierpraktische Erfahrungen zu sammeln, sich künstlerische Anregungen zu holen und sich auf verschiedenste Weise weiterzubilden. Dabei hat die Begegnung zwischen den internationalen Juroren und Fachleuten und unseren Chorleitern und deren Sängern in allen Veranstaltungen eine absolute Priorität.

Die Palette der pädagogischen Impulse, die wir den Teilnehmern geben wollen, ist sehr vielgliedrig und auf alle Bedürfnisse zugeschnitten. Sie reicht von allgemeinen Vorträgen zu aktuellen Musikthemen über die direkte Begegnung von Juroren mit den Chören bis hin zur praktischen künstlerischen Arbeit. Dabei muss darauf verwiesen werden, dass nicht alle Elemente unserer pädagogischen Arbeit in jeder Veranstaltung angeboten werden können. Dominieren beispielsweise bei den Großveranstaltungen Workshops und Demonstrationsaufführungen, wird bei kleineren Events größerer Wert auf die individuelle Arbeit mit den Chören oder Chorleitern gelegt. Das hängt in erster Linie von den räumlichen sowie zeitlichen Möglichkeiten und Kapazitäten vor Ort ab.

Workshops in all ihren Varianten prägen beispielsweise die World Choir Games sowie die European und Asian Choir Games. Die Vielfalt der Themen ist allein schon an den Schwerpunkten erkenntlich, die sich konsequent durch die alle Veranstaltungen ziehen:

"Singspiration" ist eine Reihe, die auf Vokaltraining und praktische Probenarbeit zielt. "Headliners" stellt aktuelle Komponisten und Künstler und deren Werke in den Vordergrund. Bei den World Choir Games 2014 in Riga waren das beispielsweise "The King Singers" (Großbritannien) oder die schwedische Gruppe "The Real Group", sowie die Komponisten Ēriks Ešenvalds (Lettland) und Morten Lauridsen (USA) solche Headliners.

Eine dritte Linie, die wir anbieten heißt "Cultural Showcase". Sie umfasst die Chormusik der verschiedensten Länder und konzentriert sich ebenfalls auf deren Folklore. Schließlich gibt es die "Modern Times" als durchgehende Linie der Workshops, wo wir die Beschäftigung mit aktuellen und trendigen Musikrichtungen jeder Art vom Jazz über Pop bis hin zur Show anbieten.

Die direkte und aktive Arbeit der internationalen Juroren und Chorfachleute mit den Chören hat zwei Aspekte, die bei den teilnehmenden Chören größten Anklang finden:

Beratungsrunden sind Begegnungen der Chöre mit Juroren vor dem eigentlichen Wettbewerb. Hier haben unsere Gruppen die Möglichkeit, individuelle und sehr wertvolle pädagogische und künstlerische Hinweise vor dem Wettbewerb zu bekommen. Der Chor trägt das jeweilige Wettbewerbsprogramm vor. Nach einer kurzen Beratung geben ausgewählte Juroren ihr Feedback zum aufgeführten Programm. Das geschieht in einer lockeren, beratenden Probenatmosphäre, die ebenso die Nervosität vieler Chöre abbaut wie auch gleichzeitig wertvolle Hinweise zur Perfektion der Aufführung ermöglicht.

In unseren jahrelangen Erfahrungen mit dieser Praxis haben wir festgestellt, dass Chöre, die sich auf eine solche Beratungsrunde einlassen, in den allermeisten Fällen eine Verbesserung der Leistungen beim Wettbewerb vorweisen konnten.

Für die Beratungsrunden ist uns sehr wichtig, dass wir unsere Chöre auf dem Niveau abholen, wo sie sich in der wöchentlichen Probenarbeit befinden. Es werden also keine unerfüllbaren Forderungen gestellt, sondern jeder muss den nächsten Schritt auf seinem erreichten Niveau weitergehen können. Alles andere wären Überforderungen, die dem jeweiligen Chor nicht helfen. Die zunehmende Beliebtheit gerade dieser pädagogischen Möglichkeit gibt uns Recht.

Individuelle Proben, die wir zumeist nach den Wettbewerben anbieten, sind immer eine ausgezeichnete Möglichkeit für jeden Chor, hochkarätige Chordirigenten direkt in ihrer Arbeit mit dem eigenen Chor zu erleben.

Eine weitere höchst effektive Maßnahme, die wir im Rahmen unserer pädagogischen Verantwortung anbieten, ist direkte Auswertung der Jury mit den Chorleitern und Chorvertretern. Diese "Konfrontation" kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Jeder Juror gibt seine Meinung über das aufgeführte Wettbewerbsprogramm den Chorvertretern in einem individuellen Gespräch bekannt. Dabei geht es nicht um eine Punktediskussion, sondern um die Einschätzung der Chorqualität, Anregungen zur Aufführungspraxis und weitere Verbesserungsmöglichkeiten. Dadurch, dass jeder Chor die Möglichkeit hat, mit jedem Juroren zu sprechen und dessen Meinung einzuholen, ergibt sich ein äußerst interessantes und vielschichtiges Bild zum Wettbewerbsauftritt, das gemeinsam mit der Punktewertung, die prinzipiell nach dem Gespräch bei der Siegerehrung bekannt gegeben wird, ein sehr präzises Bild des Auftritts zeichnet.

Da die pädagogische Linie unserer Festivals eine zunehmende Bedeutung erlangt, sind wir im Moment dabei weitere Formen dieser Arbeit, die uns sehr wichtig ist, zu erarbeiten und in der Zukunft anzubieten.

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