Jeugdkoor Waelrant (Belgien) © Matthias Bein

"Das beste Jahr, das dieses Festival bisher erlebt hat"

Ausgelassene Stimmung am Abschlusstag in Wernigerode

Johannes Brahms Int. Chorfestival & Wettbewerb

Es ist Musik. Das ist nicht nur eine Abfolge von Tönen. Hinter jeder Note steckt ein Geheimnis. Es ist nicht nur der Rhythmus. Hinter jedem Schlag kann man Intention finden. Es ist nicht nur die Kombination aus beidem. Hinter jeder Phrase liegt Interpretation.

Das 10. Internationale Johannes-Brahms-Chorfestival & Wettbewerb ist nun offiziell abgeschlossen. Heute Morgen sahen und hörten wir die letzten Klänge von Chören aus 14 verschiedenen Ländern aus aller Welt. Im Laufe der letzten Woche habe ich viele Chöre gefragt, warum sie sich für eine Teilnahme entschieden haben. Überraschenderweise schien sich keiner von ihnen allzu sehr um Nummern und Auszeichnungen zu sorgen. „Wir sind hier um zu lernen, hauptsächlich. Und um Spaß zu haben. Das ist auch schon passiert“, erklären Ingrid Stige und Christina Thingvold (Dirigentinnen des Bærum Pikekor, Norwegen).

Nur nach direkter Nachfrage bezüglich des Wettbewerbes gibt Marleen de Boo (Leiterin des Joegdkoor Walraent, Belgien) zu: “Natürlich wäre es toll, wenn wir etwas gewinnen würden. Deswegen sind wir aber nicht hier. Wir sind für den Austausch hergekommen, weil es immer aufregend ist, Leute zu treffen, die genau so viel Spaß daran haben, Musik zu machen, wie wir. Wenn du mich fragst, was wir erwarten… kann ich nicht sagen. Und das ist auch nicht wichtig, weil wir heute einen sehr guten Auftritt hingelegt haben und unsere Assoziationen mit den Stücken zum Ausdruck gebracht haben. Das war ein großartiges Gefühl und das ist es, was zählt.“

Nichtsdestotrotz verursachte die Preisverleihung gestern Abend ein mittelgroßes Erdbeben auf dem Marktplatz in Wernigerode. Stampfen, klatschen, schreien – was für ein bewegendes Bild. Gratulation allen Teilnehmern! Ihr habt euch jedes bisschen davon verdient.

Nach der Auszeichnung der Gewinner des diesjährigen Johannes Brahms Großpreis jedoch, dem Stellenberg Girls Choir, muss der Bürgermeister wahrscheinlich alle Fenster im bunten Rathaus überprüfen. Der Jubel der 108 Mädchen könnte einige platzen lassen haben. Auch euch unsere Gratulation!

Nur Sekunden nachdem die Großpreissieger ihren Bonussong gesungen hatten, übernahm ein DJ die Bühne und eine außergewöhnliche Party kam auf dem Platz ins Rollen. Fast jeder tanzte mit: Publikum, Teilnehmer, Team-Mitglieder und Juroren. Leute, die sich vorher nie getroffen hatten, nahmen sich an die Hand und schwangen sich über die Bühne, die schon zu einem Dance Floor geworden war. Bis Mitternacht feierten so viele Brahms-Leute und Wernigeröder die letzten Stunden des Festivals.

Heute Morgen schließlich präsentierten handgelesene Chöre Teile ihres Repertoires ein letztes Mal in der Stadtfeldhalle. Und ein letztes Mal bewies die breite Vielfalt des Programms das vielschichtige Potential der Teilnehmerchöre. Besonders etwas, das André van der Merwe vor dem Auftritt seines Stellenberg Girls Choir sagte, bekam viel Applaus. Bezüglich der politischen Relevanz von Liedern legte er dar: „Singen bringt uns nicht nur alle zusammen. Es lässt die Menschheit erstrahlen.“

Rückblickend auf das Festival kann man von Erfolg reden. Leute aus aller Welt haben neue Freundschaften geschlossen, sich ausgetauscht und Leben und Energie in die bunte Stadt am Harz gebracht. Die Wernigeröder haben die öffentlichen Wettbewerbe und Konzerte genossen.

Oberbürgermeister Peter Gaffert erwägt: „Das ist wahrscheinlich das beste Jahr, das dieses Festival bisher erlebt hat.“ Und auch die Meinung der Jury fällt sehr positiv aus: „Ja, es war schwer, in die Zahlen hineinzufinden und diese große Vielfalt an Chören zu bewerten. Aber die Musik – oh, wir haben es geliebt.“

Es ist Musik. Das 10. Internationale Johannes-Brahms Chorfestival & Wettbewerb hat gezeigt, dass das INTERKULTUR-Motto wahr ist: „Gemeinsam singen verbindet Nationen.“ Aber das ist nicht alles. Bedenkt man alles, was in den letzten paar Tagen geschehen ist, sollten wir unseren Horizont und Blick auf das Singen erweitern. Musik macht Spaß. Musik lässt die Menschheit erstrahlen. Musik vollendet uns.

(Lucas Waclawczyk) 

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